

Businessplan als Erfolgsgarant?
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Bis jetzt geht der Businessplan voll auf. Das Kochstudio Cookeria in Berlin:
"50 000 Euro an der Backe" Anke Meiswinkel, 48, eröffnete mit Angela Giellert, 41, in Berlin das Kochstudio Cookeria Aufgezeichnet von Ulla Hanselmann Die Selbstständigkeit war für Angela und mich ein Lebenstraum. Sicher hätten wir, nachdem wir arbeitslos wurden, auch wieder einen ordentlichen Job gefunden, aber wir haben uns gesagt: Jetzt oder nie! Die Existenzgründung war also keine Verzweiflungstat, sondern eine Sache der Überzeugung. Wir sind beide Ernährungswissenschaftlerinnen und Hauswirtschaftsleiterinnen und haben bei der Bewag, dem Berliner Stromunternehmen, über viele Jahre in Führungspositionen gearbeitet. Ich unter anderem als Lehrküchenleiterin, Angela, die zusätzlich noch einen Abschluss als Diplomkauffrau hat, zunächst in der Elektrogeräteberatung, dann in der Großkundenabrechnung. Als die Bewag Personal reduzierte und uns lukrative Abfindungen anbot, haben wir nicht lange gezögert, weil wir beide sehr unzufrieden mit unserer Arbeit waren. Wir waren uns immer hundertprozentig sicher, dass unsere Geschäftsidee funktioniert: Wir bieten Kunden an, gemeinsam in unserem Profi-Kochstudio zu kochen und anschließend in gehobenem Ambiente zu speisen – das gibt es so kein zweites Mal in Berlin. Für unser Geschäftskonzept haben wir viel Aufwand betrieben, sind zum Beispiel mit Fragebögen losgezogen, um das Interesse an unserem Angebot zu checken. Das Wichtigste aber ist wohl, dass die Finanzen stimmen. Da kam uns von Anfang an Angelas betriebswirtschaftliches Know-how, das sie noch durch ein Existenzgründungsfernstudium aufgebessert hatte, zugute. Investiert haben wir rund 135000 Euro, finanziert über die Deutsche Ausgleichsbank und über Eigenkapital. Über die Anfangsphase hat uns das Überbrückungsgeld vom Arbeitsamt hinweggeholfen. Natürlich gab es, bei allem Enthusiasmus, auch Frustmomente, wenn wieder eine Bank abgewunken hatte oder bei der langen Suche nach geeigneten Räumlichkeiten. Als im vergangenen Sommer, wenige Monate nach der Eröffnung, die Kunden ausblieben, war das schon hart. Aber anstatt die Nerven zu verlieren, sind wir erst mal zwei Wochen in den Urlaub gefahren und haben dann Sommer-Spezial-Preise angeboten. Man muss ungeheuer flexibel sein. Ursprünglich wollten wir uns vor allem an Privatleute wenden, jetzt merken wir, dass unsere Kurse für geschlossene Gruppen besonders gut laufen. Also bieten wir eben mehr für diese Zielgruppe an. Bei der Kundenwerbung helfen uns unsere lange Berufserfahrung und die Branchenkenntnis sehr; von der Bewag, die jetzt keine Lehrküchen mehr hat, bekommen wir beispielsweise regelmäßig Aufträge. Bis jetzt geht unser Businessplan voll auf: Wir haben schon Rücklagen gebildet und werden wohl bald eine Küchenhilfe einstellen. Wir genießen es sehr, nicht mehr für einen großen Konzern zu ackern, sondern für uns selbst. |
© DIE ZEIT 08/2003 |